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Verbraucherschutz-Solar.de-Interview mit Maurice Högel: Betrug mit Solaranlagen – Wie Verbraucher sich schützen können

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andreas160578 (CC0), Pixabay

Interviewer: Herr Högel, immer mehr Hausbesitzer werden Opfer von Betrugsmaschen im Zusammenhang mit Photovoltaikanlagen. Ein besonders aufsehenerregender Fall ist der der Firma „Energieperten“. Können Sie uns erklären, was hinter dieser Masche steckt?

Maurice Högel: Der Fall „Energieperten“ ist leider ein Paradebeispiel für die perfiden Betrugsstrategien, die wir in der Solarbranche zunehmend beobachten. Die Masche funktioniert folgendermaßen: Kunden werden mit extrem verlockenden Angeboten geködert – oft mit dem Versprechen, dass die Anlage besonders günstig und in kurzer Zeit installiert wird. Die Betrüger verlangen dann hohe Anzahlungen. Sobald das Geld überwiesen ist, beginnt die Hinhaltetaktik. Im Fall der „Energieperten“ wurde regelmäßig behauptet, dass der zuständige Elektriker krank sei, häufig war es „Corona“. Oder es hieß, es gebe angebliche Lieferengpässe bei den Solarmodulen. Die Kunden werden hingehalten, bis sie schließlich merken, dass sie betrogen wurden.

Das Problem ist, dass das Geld der Opfer längst verschwunden ist, oft in Luxusgüter investiert oder ins Ausland verschoben. Die versprochene Photovoltaikanlage? Die gibt es schlichtweg nicht. Übrig bleibt nicht nur ein finanzieller Verlust, sondern auch ein immenser Vertrauensbruch.


Interviewer: Dustin M., der Geschäftsführer der „Energieperten“, soll seinen luxuriösen Lebensstil offen auf sozialen Medien präsentieren. Wie reagieren die Betroffenen darauf?

Maurice Högel: Für die Geschädigten ist das natürlich unerträglich. Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihr hart verdientes Geld in ein Projekt investiert, um vielleicht Ihren Haushalt nachhaltiger zu machen oder Energiekosten zu sparen. Und dann sehen Sie, wie der Verantwortliche sich mit dem Geld auf Instagram in teuren Sportwagen präsentiert oder Urlaubsfotos von den Malediven postet. Das wirkt wie ein Schlag ins Gesicht und verstärkt das Gefühl von Hilflosigkeit und Wut.

Es ist eine Dreistigkeit sondergleichen, die zeigt, wie skrupellos solche Betrüger vorgehen. Sie haben keinerlei Hemmungen, sich auf Kosten der Opfer ein Leben in Luxus zu finanzieren, während die Kunden oft nicht wissen, wie sie die geplante Investition jetzt stemmen sollen.


Interviewer: Welche rechtlichen Konsequenzen drohen solchen Betrügern?

Maurice Högel: In Fällen wie diesem drohen erhebliche strafrechtliche Konsequenzen. Dustin M. ist bereits vorbestraft, was ihn als Wiederholungstäter qualifiziert. Der Vorwurf lautet hier auf gewerbsmäßigen Betrug, was mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden kann. Allerdings – und das ist die bittere Wahrheit – selbst wenn es zu einer Verurteilung kommt, ist es oft sehr schwer, das verlorene Geld der Opfer zurückzuholen.

Betrüger arbeiten häufig mit komplexen Netzwerken, die das Geld durch verschiedene Kanäle schleusen oder ins Ausland transferieren. Selbst wenn Konten gesperrt werden, sind die Summen oft längst nicht mehr verfügbar. Deshalb bleibt den Opfern oft nur der Weg über Zivilklagen, die allerdings ebenfalls langwierig und teuer sind.


Interviewer: Was können Verbraucher konkret tun, um sich vor solchen Maschen zu schützen?

Maurice Högel: Es gibt einige klare Maßnahmen, die jeder ergreifen sollte. Erstens: Überprüfen Sie das Unternehmen gründlich. Schauen Sie nach Bewertungen und Erfahrungen anderer Kunden. Seriöse Anbieter sind oft bei der Handwerkskammer registriert und können auch Referenzen vorlegen. Zweitens: Vorsicht bei hohen Anzahlungen! Seriöse Anbieter verlangen in der Regel nur geringe Anzahlungen oder arbeiten sogar mit Treuhandkonten, um das Geld der Kunden zu schützen.

Drittens: Achten Sie auf unrealistisch niedrige Preise. Betrüger locken oft mit Angeboten, die deutlich unter dem Marktpreis liegen. Das ist ein klassisches Warnsignal. Und viertens: Nutzen Sie Plattformen wie die Verbraucherzentralen oder Sendungen wie „Marktcheck“, die regelmäßig über Betrugsfälle berichten. Informieren Sie sich vorab und nehmen Sie sich die Zeit, die Angebote genau zu prüfen.


Interviewer: Gibt es weitere Maßnahmen, die Sie Verbrauchern ans Herz legen würden?

Maurice Högel: Ja, definitiv. Es ist immer ratsam, sich vor einer Vertragsunterschrift von unabhängigen Experten beraten zu lassen, etwa von Energieberatern oder den Verbraucherzentralen. Diese können helfen, das Angebot zu prüfen und versteckte Klauseln im Vertrag zu erkennen.

Wenn Sie bereits das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt – sei es durch unklare Aussagen des Anbieters oder durch ungewöhnliche Verzögerungen – sollten Sie nicht zögern, juristischen Rat einzuholen. Je früher Sie handeln, desto größer ist die Chance, den Schaden zu minimieren. Und falls Sie Opfer eines Betrugs geworden sind, sollten Sie unbedingt Anzeige bei der Polizei erstatten. Auch wenn das Geld nicht sofort zurückgeholt werden kann, ist es wichtig, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und weitere Betrugsfälle zu verhindern.

Und mein wichtigster Rat: Bleiben Sie immer kritisch. Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das oft auch. Lassen Sie sich nicht von schönen Versprechen blenden – hinterfragen Sie alles, bevor Sie sich auf eine größere Investition einlassen.


Interviewer: Herr Högel, vielen Dank für diese wertvollen Tipps und die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit.

Maurice Högel: Sehr gerne. Ich hoffe, dass dieses Gespräch dazu beiträgt, Verbraucher besser zu sensibilisieren und Betrügern das Handwerk zu legen.