Start News Schuldsprüche im „Fall Samuel Luiz“: Geschworene sprechen Täter des Mordes mit homophobem...

Schuldsprüche im „Fall Samuel Luiz“: Geschworene sprechen Täter des Mordes mit homophobem Motiv schuldig

0
Daniel_B_photos (CC0), Pixabay

In der nordspanischen Stadt A Coruña hat eine Geschworenenjury am Sonntag vier junge Männer für die Tötung des 24-jährigen Altenpflegers Samuel Luiz schuldig gesprochen. Der Fall, der sich im Sommer 2021 ereignete, hatte in ganz Spanien große Aufmerksamkeit erregt, insbesondere wegen des homophoben Motivs der Tat, das die Geschworenen als erwiesen ansahen. Luiz war in der Nacht des 2. Juli 2021 im Ausgehviertel der Stadt von einem Mob attackiert und tödlich verletzt worden.

Urteile gegen die Angeklagten

Die Jury entschied, dass die drei Hauptangeklagten den Tod von Luiz in Kauf genommen hatten und daher wegen Mordes mit besonderer Schwere zu verurteilen sind. Der vierte Angeklagte, der bisher auf freiem Fuß war, wurde wegen Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen. Eine der Mitangeklagten, die einzige Frau, wurde mangels Beweisen freigesprochen.

Zwei minderjährige Beteiligte waren bereits zuvor zu jeweils dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Den Haupttätern drohen Haftstrafen zwischen 15 und 27 Jahren, wobei einer von ihnen zusätzlich wegen Diebstahls des Handys von Luiz schuldig gesprochen wurde. Der Mittäter, der Beihilfe leistete, muss mit einer Strafe von siebeneinhalb bis 13 Jahren rechnen. Das genaue Strafmaß wird in Spanien üblicherweise einige Tage nach der Verkündung des Urteils bekanntgegeben.

Hintergründe der Tat

Die Ermittlungen und Zeugenaussagen konnten den Tathergang in der Nacht rekonstruieren: Samuel Luiz war mit Freundinnen und Freunden im Zentrum von A Coruña unterwegs. Gegen 3 Uhr morgens verließ er mit einer Freundin ein Lokal, um eine Rauchpause einzulegen. Währenddessen führten die beiden einen Videoanruf mit einer weiteren Freundin, bei dem sie die Umgebung filmten.

Ein vorbeigehendes Paar fühlte sich offenbar durch das Filmen gestört. Laut Zeugenaussagen ging der Mann auf Luiz los und beleidigte ihn homophob mit den Worten: „Hör auf zu filmen, oder ich bringe dich um, du Schwuchtel!“ Die erste Attacke auf Luiz konnte kurzzeitig gestoppt werden, doch wenig später kehrte der Angreifer mit zwölf weiteren Personen zurück. Gemeinsam verfolgte die Gruppe den flüchtenden Luiz durch mehrere Straßen.

Ein tödlicher Angriff an mehreren Orten

Laut Zeugenaussagen schlug der Mob Luiz an insgesamt vier verschiedenen Orten, immer wieder begleitet von homophoben Beleidigungen. Zwei senegalesische Straßenverkäufer, die später für ihre Zivilcourage mit Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen in Spanien belohnt wurden, griffen ein und konnten die Angriffe kurzzeitig unterbrechen. Dennoch wurde Luiz schließlich etwa 250 Meter vom ersten Tatort entfernt von der Polizei und Rettungskräften leblos aufgefunden. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos – er starb an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma.

Homophobie als Tatmotiv

Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass homophobe Motive eine zentrale Rolle bei der Tat spielten. Insbesondere der erste Angreifer habe aufgrund seiner „Feindseligkeit gegenüber der sexuellen Orientierung, die er dem Opfer zuschrieb“, gehandelt. Luiz, der in Brasilien geboren wurde und seit seiner Kindheit in Spanien lebte, war homosexuell.

Die Hauptangeklagten bestritten jedoch während des Prozesses, dass sie aus homophoben Motiven handelten, und führten ihre Handlungen auf Alkohol- und Drogenkonsum zurück. Sie behaupteten außerdem, nicht bei den späteren, tödlichen Angriffen beteiligt gewesen zu sein.

Demonstrationen und politische Reaktionen

Der Mord an Samuel Luiz löste in Spanien eine landesweite Protestwelle aus. Bereits wenige Tage nach der Tat fanden in zahlreichen Städten Demonstrationen unter dem Motto „Gerechtigkeit für Samuel“ statt. Die Tötung entfachte auch eine breite gesellschaftliche Debatte über Hassverbrechen und die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft.

Der spanische Premierminister Pedro Sánchez bezeichnete die Tat als „brutal und grausam“ und erklärte, dass Spanien in Bezug auf die Rechte und Freiheiten „keinen Schritt zurück machen“ dürfe.

Urteil nach langen Beratungen

Die neunköpfige Jury beriet fast eine Woche lang über einen umfangreichen Fragenkatalog mit 115 Punkten zu den Angeklagten, bevor sie ihr Urteil fällte. In der autonomen Region Galicien war dies eine der längsten Beratungen einer Geschworenenjury.

Der Fall erinnert in seiner Tragweite an den Mord an der 13-jährigen Asunta Basterra im Jahr 2013, der ebenfalls in Galicien stattfand und für ähnlich großes Aufsehen sorgte.

Ein tragischer Fall mit weitreichenden Folgen

Das Urteil im „Fall Samuel Luiz“ setzt ein deutliches Signal gegen Hassverbrechen in Spanien. Während die Anwälte der Angeklagten Berufung ankündigten, fordern Aktivisten und Opferverbände weiterhin stärkere Maßnahmen zum Schutz von Minderheiten und eine konsequentere Ahndung von Hassverbrechen.

Luiz wird als Opfer eines brutalen, homophob motivierten Verbrechens in Erinnerung bleiben, dessen Tragödie eine gesamte Nation erschüttert hat.