Nach dem politischen K.O. von Premierminister Michel Barnier macht sich Präsident Emmanuel Macron nun auf die Suche nach einem neuen Regierungschef. Dabei gab er sich gestern Abend gewohnt selbstbewusst: Neuwahlen? Fehlanzeige. Rücktritt? Auch nicht. „Sie haben mir ein Mandat für fünf Jahre gegeben, und ich werde es bis zum Ende ausführen“, erklärte Macron und setzte damit klar, dass er nicht daran denkt, seinen Platz im Élysée-Palast zu räumen. Stattdessen will er die neue Regierung „rasch“ ins neue Jahr schicken – Budgetverabschiedung inklusive.
„Antirepublikanische Front“ und ein Chaos-Menü
Macron nutzte die Gelegenheit, um einmal kräftig gegen Rechte und Linke auszuteilen. Die rechtspopulistische Marine Le Pen? Die denke nur daran, die nächste Präsidentschaftswahl vorzuverlegen. Die Linksextremen? Die hätten sich mit den Rechten zu einer „antirepublikanischen Front“ verschworen. „Sie haben für Chaos gestimmt, das ist das einzige Projekt, das sie gemeinsam haben“, stichelte Macron. Dabei klang er wie ein genervter Lehrer, der versucht, zwei Streithähne auf der Schulbank zu trennen.
Bayrou als Premier?
Neben all den Spitzen gibt es aber auch Spekulationen um Macrons zukünftigen Premier. Vor seiner Rede wurde berichtet, dass er mit seinem engen Vertrauten Francois Bayrou zu Mittag gegessen hat – angeblich kein Zufall. Bayrou, ein alter Hase in der französischen Politik, könnte durchaus der nächste Premier werden. Immerhin war er schon Minister für alles Mögliche und ist Chef der Partei MODEM, einem wichtigen Partner von Macrons Lager.
Man stelle sich vor: ein gemütliches Mittagessen im Élysée-Palast, bei dem Bayrou von Macron gefragt wird, ob er Lust hat, das politische Chaos zu ordnen. Vielleicht wurde der Deal ja über einem guten Stück Baguette und einem Glas Bordeaux besiegelt.
Neujahrsvorsätze à la Macron
Macron fordert nach dem Sturz seiner Regierung übrigens eine „neue Ära mit Kompromissen“. Das klingt fast so, als ob er sich für das neue Jahr vorgenommen hätte, politisch netter zu sein – aber eben erst nach den Feiertagen. Bis dahin bleibt es spannend, wen Macron für den Job des Premierministers auswählt. Eines ist jedoch sicher: Der neue Regierungschef wird mehr als nur ein gutes Händchen brauchen, um Macrons Budget durchzubringen und die politische Stimmung zu beruhigen.