SPD-Chef Lars Klingbeil hat offenbar genug von Friedrich Merz und seinem, wie er es nennt, „Wohlfühlwahlkampf“. Der Kanzlerkandidat der Union, so Klingbeil, sei ein Meister der heißen Luft – viel Getöse, aber wenig Substanz. „Was will Merz eigentlich? Außer das Cannabis-Gesetz rückabwickeln und die Atomkraft wieder einführen, habe ich nichts gehört, das nach einem Konzept klingt“, so Klingbeil gegenüber dem „Spiegel“.
Die Union im Chill-Modus
Während die SPD schon in den Wahlkampfgräben liegt, scheint Merz, zumindest nach Klingbeils Meinung, eher im Wellness-Modus zu verharren. „Er versteckt sich, will sich inhaltlich nicht positionieren und hofft, dass die Wähler ihm das durchgehen lassen“, schimpfte der SPD-Chef. „Mit diesem Wohlfühlwahlkampf kommt er bei uns nicht durch!“ Und tatsächlich: Wenn man Merz beobachtet, könnte man meinen, dass er sich auf ein Geschäftsessen mehr freut als auf ein TV-Duell.
Von der politischen Mitte zur Rechtskurve
Klingbeil ließ es sich nicht nehmen, Merz auch ideologisch anzugreifen: „Er hat die Union aus der Mitte nach rechts verschoben – und das so deutlich, dass selbst Angela Merkel lieber eine Armlänge Abstand zu ihm hält.“ Ob die Altkanzlerin tatsächlich zu ihrem Nachfolger auf Kuschelkurs gehen will, bleibt zwar offen, aber Klingbeil ist sicher: Unter Merkel war die CDU „geradlinig und fürs Land da“. Merz hingegen denke nur daran, „wie er persönlich politischen Profit schlagen kann“.
Wettlauf mit ungleichen Waffen
Die SPD hat mit Olaf Scholz einen amtierenden Kanzler im Rennen, doch laut Klingbeil ist das noch lange kein Selbstläufer. „Am 23. Februar entscheiden die Wählerinnen und Wähler“, sagt er kämpferisch. Gleichzeitig deutet er an, dass mit Boris Pistorius als Kandidat die Chancen womöglich besser stünden – eine Anspielung auf jüngste Umfragen, in denen Scholz trotz Amtsbonus kaum Begeisterung auslöste.
Fazit: Klingbeil holt aus, Merz bleibt unbeeindruckt
Ob Klingbeils Kritik Merz aus der Fassung bringen wird, bleibt abzuwarten. Der CDU-Kandidat dürfte der SPD-Chefetage vorhalten, lieber nach rechts zu schielen als selbst überzeugende Angebote zu machen. Doch während Klingbeil auf Angriff schaltet, bleibt eine Frage unbeantwortet: Was macht eigentlich die Ampel außer Flackern?