Start International Irland Pannen und Skandale: Der chaotische Weg zur Wahl

Irland Pannen und Skandale: Der chaotische Weg zur Wahl

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KERBSTONE (CC0), Pixabay

Am Freitag wird es für die Iren ernst: Das Rennen ist eng, und Kompetenz spielt dabei offenbar keine große Rolle. Lange Zeit sah es gut aus für Premier Simon Harris und seine Fine Gael. Doch wenige Tage reichen aus, um das Blatt zu wenden – besonders, wenn man als „TikTok-Taoiseach“ soziale Medien missversteht. Die linksnationalistische Sinn Fein? Auch nicht besser, Skandale scheinen dort zum Alltag zu gehören.

Harris hatte vor drei Wochen die Regierung aufgelöst, um eine frühzeitige Wahl anzusetzen. Fine Gael koalierte bis dahin mit Fianna Fail und den Grünen, hauptsache gegen Sinn Fein. Bei der letzten Wahl hatte Sinn Fein die meisten Stimmen, aber zu wenige Kandidaten aufgestellt und landete auf Platz zwei.

Harris brachte der Partei zunächst Aufschwung – als „TikTok-Taoiseach“ setzte er auf soziale Netzwerke. Doch dann kam der Fauxpas: Bei einem Wahlkampfbesuch beschwerte sich Charlotte Fallon, eine Sozialarbeiterin, vor laufender Kamera über die Vernachlässigung ihres Sektors. Harris wies ihre Vorwürfe brüskiert zurück und drehte ihr den Rücken zu. Fallon brach in Tränen aus, der Vorfall wurde landesweit ausgestrahlt und ging viral. Einen Tag später entschuldigte sich Harris auf Instagram.

Auch Sinn Fein unter Mary Lou McDonald blieb von Skandalen nicht verschont. Innerhalb einer Woche verließen zwei Mitglieder die Fraktion, andere Funktionäre wurden beschuldigt, einen Sexualverbrecher gedeckt zu haben, und ein Mitglied trat wegen Belästigung zurück. Zudem sorgt die Verbindung zur IRA weiterhin für Schlagzeilen.

McDonald hoffte auf die erste Regierungsbeteiligung in Dublin und versprach eine Volksabstimmung zur Vereinigung Nordirlands bis 2030. Doch die Wählergunst sank, und die Partei kämpft um Schadensbegrenzung.

Der Wahlkampf wird auch von sozialen Fragen dominiert: hohe Lebenshaltungskosten, Wohnungskrise und ein teures Gesundheitssystem belasten die Bürger. Der Zustrom von Einwanderern und die Aufnahme von 110.000 ukrainischen Geflüchteten verschärfen die Polarisierung. Krawalle im November 2023 nach einem Messerangriff eines Mannes mit ausländischen Wurzeln heizen die Stimmung weiter an.

Zusätzlich tauchen Mikroparteien und „Unabhängige“ auf, die sich an Donald Trump orientieren und den rechten Rand der Politik füllen wollen. Das komplexe Wahlsystem macht Prognosen schwierig. Politische Beobachter erwarten eine erneute Koalition von Fine Gael und Fianna Fail, hauptsache ohne Sinn Fein. Sollte Harris jedoch schlecht abschneiden, könnte Fine Gael ihren Kurs überdenken – vielleicht klappt es dann doch mit der „TikTok-Diplomatie“.