Moderator: Herr Bremer, Donald Trump hat angekündigt, dass die USA Gaza „übernehmen“ und dort eine Art „Riviera des Nahen Ostens“ errichten wollen. Wie bewerten Sie diese Aussage?
Thomas Bremer: Nun ja, wenn Donald Trump etwas kann, dann ist es, immobilienwirtschaftliche Fantasien mit geopolitischen Konflikten zu vermischen. Seine Idee, Gaza zu einer Luxusdestination zu machen, erinnert doch stark an seinen alten Vorschlag, Nordkorea mit schicken Hotels auszustatten. Der Unterschied? Diesmal geht es um eine Region, die in Trümmern liegt und deren Bewohner nicht gerade auf eine amerikanische Zwangsverwaltung gewartet haben.
Moderator: Trump sprach auch davon, Palästinenser „umzusiedeln“ – in „ein gutes, frisches, schönes Stück Land“. Was halten Sie davon?
Thomas Bremer: Das ist Völkerrecht auf den Kopf gestellt. Die Zwangsumsiedlung von Bevölkerungsgruppen ist klar durch die Genfer Konventionen verboten. Dass Trump so etwas überhaupt öffentlich vorschlägt, zeigt, wie wenig Interesse er an internationalen Normen hat.
Aber es passt ins Muster: Wer mit der Trump-Doktrin nicht einverstanden ist, kann ja umziehen. Oder wird, wenn es nach ihm geht, einfach ausquartiert. Dass Millionen Palästinenser lieber in ihren zerstörten Häusern in Gaza leben würden als auf einer von Trump zugewiesenen „frischen Wiese“, scheint ihn dabei wenig zu interessieren.
Moderator: Glauben Sie, dass der Plan überhaupt umsetzbar ist?
Thomas Bremer: Kurz gesagt: Nein. Die Idee wirft hunderte Fragen auf:
- Wer soll das bezahlen?
- Nach welchem Recht soll die USA Gaza verwalten?
- Was passiert, wenn die Palästinenser sich weigern, zu gehen?
Ganz zu schweigen davon, dass selbst Israel und die arabischen Staaten völlig verwirrt sind, weil sie offenbar nicht einmal im Albtraum damit gerechnet haben, dass Trump so etwas ernst meint.
Moderator: Glauben Sie, dass Netanjahu Trump unterstützt?
Thomas Bremer: Netanjahu ist ein pragmatischer Politiker. Er wird Trumps Vorschlag sicher nicht öffentlich ablehnen, solange es ihm hilft, innenpolitisch zu punkten. Aber selbst in Israel dürfte man sich denken: „Wie erklären wir das bloß unseren Verbündeten?“
Moderator: Apropos Verbündete – wie reagieren andere Länder?
Thomas Bremer: Von Verwirrung bis blankes Entsetzen ist alles dabei. Saudi-Arabien hat sofort klargestellt, dass es an seiner „unerschütterlichen Unterstützung“ für einen palästinensischen Staat festhält. Auch andere arabische Staaten schütteln nur den Kopf.
In den USA selbst ist die Reaktion parteiübergreifend skeptisch. Republikanische Senatoren tun so, als hätten sie nichts gehört, während die Demokraten zwischen entsetzt und sprachlos schwanken.
Moderator: Ist das also wieder eine typische Trump-Show ohne echte Umsetzungschance?
Thomas Bremer: Höchstwahrscheinlich ja. Aber das Problem ist: Solche Äußerungen haben Konsequenzen.
- Extremisten können sich durch so eine Rhetorik ermutigt fühlen.
- Arabische Staaten könnten ihre Annäherung an Israel überdenken.
- Die USA verlieren weiter an Glaubwürdigkeit in der internationalen Diplomatie.
Trumps Realitätsferne in der Außenpolitik ist nichts Neues. Aber ein solches Statement während eines laufenden Konflikts zu machen, ist selbst für ihn ein neuer Rekord in Sachen Taktlosigkeit und Größenwahn.
Moderator: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bremer.
Thomas Bremer: Immer gerne. Aber wer weiß, vielleicht gibt es nächste Woche schon Pläne für eine Trump-Casino-Kette auf dem Mond.