Start News Handelskrieg, die nächste Runde: China kontert mit Zoll-Humor

Handelskrieg, die nächste Runde: China kontert mit Zoll-Humor

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glaborde7 (CC0), Pixabay

In einem weiteren Kapitel des transkontinentalen Wirtschaftstheaters hat China nun seine Rolle als unbequemer Gegenspieler der USA erneut unter Beweis gestellt. Die chinesische Zollkommission kündigte an, die Gegenzölle auf US-Waren von bislang 84 Prozent auf stattliche 125 Prozent anzuheben. Offiziell natürlich als „notwendige Reaktion“ auf die jüngsten Maßnahmen aus Washington. Inoffiziell dürfte es sich eher um ein „Zurückgrüßen mit Nachdruck“ handeln.

Der Auslöser dieser Eskalation? US-Präsident Donald Trump, der wie gewohnt mit großer Geste und noch größerer Überzeugung die Zölle auf chinesische Importe auf sagenhafte 145 Prozent hochschraubte. Währenddessen setzte er – wie zum Beweis seiner Großzügigkeit – Zölle für andere Länder aus. Eine Art wirtschaftspolitischer Gnadenakt, nur eben nicht für China. Trumps Begründung: China bringe den Weltmärkten „nicht genügend Respekt“ entgegen. Eine Aussage, die wohl eher aus dem Handbuch für gekränkte Supermächte als aus einem ökonomischen Lehrbuch stammen dürfte.

Man könnte fast meinen, es handle sich um einen diplomatischen Streit auf Schulhofniveau: Wer hat angefangen? Wer hat wen provoziert? Und wer kann die Zölle noch höher setzen, ohne dass es der eigenen Wirtschaft komplett den Boden unter den Füßen wegzieht?

China: „Ihr erhöht? Wir auch.“

Peking zeigt sich in dieser Runde betont gelassen – zumindest nach außen. Die Anhebung auf 125 Prozent dürfte viele US-Produkte im Reich der Mitte endgültig aus dem Rennen werfen. Soja, Autos, Technologieprodukte – sie alle dürften künftig einen exklusiven Preisstatus genießen, der weder für Verbraucher noch für Exporteure attraktiv sein dürfte.

Doch das ist offenbar Teil des Spiels. Denn beide Seiten wissen längst: Es geht schon lange nicht mehr um Handelsbilanzen, sondern um politische Symbolik. Die Zölle sind nicht in erster Linie wirtschaftliche Werkzeuge, sondern geopolitische Lautsprecher. Und derzeit schreien beide Seiten recht laut – wohl in der Hoffnung, dass am Ende die eigene Öffentlichkeit nicht merkt, wer sich hier eigentlich ins eigene Fleisch schneidet.

Globale Märkte: Zwischen Schockstarre und Schulterzucken

Für den Rest der Welt bietet der Schlagabtausch bestenfalls noch müdes Kopfschütteln. Die internationale Wirtschaft hat sich längst darauf eingestellt, dass „America First“ bedeutet: „America first – alle anderen zuletzt“. Dass dabei langfristige Lieferketten zerschlagen, internationale Verträge untergraben und globale Kooperationsmodelle beschädigt werden, scheint in Washington kaum jemanden zu kümmern. In Peking übrigens auch nicht. Dort hat man sich ebenfalls daran gewöhnt, dass strategische Stärke manchmal mehr zählt als wirtschaftliche Vernunft.

Fazit: Hoch die Zölle, tief die Vernunft

Was wir aktuell erleben, ist kein Handelskonflikt mehr – es ist ein Handelsritual. Ein gegenseitiges Hochrüsten mit Zollbarrieren, das sich kaum noch an wirtschaftlichen Realitäten orientiert, sondern vor allem politischen Inszenierungen dient. Die Frage, wer am Ende gewinnt, ist zweitrangig – denn fest steht: Die Verbraucher zahlen, die Unternehmen verlieren, und die diplomatischen Beziehungen bleiben beschädigt.

Aber zumindest kann man sich sicher sein: Die nächste Zollrunde kommt bestimmt. Und sie wird mit ähnlicher Ernsthaftigkeit vorbereitet wie ein Drehbuch für die nächste Folge einer schlecht gealterten Serie. Nur dass diesmal niemand lacht.