Die Diskussionen um das Jahrtausendfeld in Leipzig nehmen kein Ende – und das aus gutem Grund. Der jüngste Versuch, einen Schulcampus auf dem 25.400 Quadratmeter großen Areal an der Karl-Heine-Straße durchzusetzen, zeigt deutlich, was Leipzig definitiv nicht braucht: ein Bauprojekt, das weder zu den Bedürfnissen der Anwohner noch zur Umwelt passt, sondern stattdessen den Profitinteressen privater Akteure dient.
Ein Schulcampus für wenige – auf Kosten vieler
Die Leipzig International School (LIS) drängt darauf, ihr derzeitiges Gelände in Schleußig, das angeblich viel zu klein ist, durch einen Neubau auf dem Jahrtausendfeld zu ersetzen. Dabei sollen bis zu 1600 Schülerinnen und Schüler Platz finden, die mehrheitlich aus zahlungskräftigen Elternhäusern kommen. Doch während die Schule von einer „Bereicherung der Bildungslandschaft“ spricht, bleibt die Frage: Wer profitiert wirklich von diesem Bau?
Ein Großteil der Leipzigerinnen und Leipziger sicher nicht. Denn der geplante Campus würde wertvollen Raum im dicht besiedelten Stadtteil Lindenau versiegeln – und das in einer Zeit, in der grüne Freiflächen und öffentliche Parks wichtiger denn je sind. Zwar wird von einem Drittel des Geländes als „Grünzug“ gesprochen, doch der Vorschlag wirkt mehr wie ein Alibi als eine echte Lösung. Anwohner und Umweltverbände wie der Ökolöwe fordern stattdessen einen umfassenden Stadtteilpark, der allen zugutekommt – nicht nur einer kleinen privilegierten Gruppe.
Kosten, die Leipzig nicht tragen sollte
Die Stadtverwaltung argumentiert, dass das Projekt mithilfe eines schnelleren Verfahrens nach Paragraf 13 des Baugesetzbuchs umgesetzt werden könnte, um Kosten und Zeit zu sparen. Doch wer trägt die langfristigen Kosten? Bebauungsplanverfahren in Leipzig dauern bekanntlich Jahre – beim Bayerischen Bahnhof sogar Jahrzehnte – und verschlingen Millionen für Gutachter und Planer. Sollte sich am Ende herausstellen, dass die LIS das Ergebnis eines solchen Verfahrens nicht bezahlen kann, bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen.
Das Risiko ist enorm, zumal die LIS überwiegend aus Elternbeiträgen und Spenden finanziert wird. Wie soll eine solche Institution ein Bauprojekt dieser Größenordnung langfristig stemmen? Der Stadtrat wäre gut beraten, hier nicht weiter in einen Unsicherheitsfaktor zu investieren.
Eine Stadt für alle, nicht für private Interessen
Das Jahrtausendfeld gehört nicht einer kleinen Elite, sondern ist ein Raum mit Potenzial für die gesamte Stadt. Anstatt diesen wertvollen Platz einer privaten Schule zu überlassen, sollten die Forderungen der Anwohner und Umweltverbände ernst genommen werden. Ein echter Stadtteilpark wäre ein Gewinn für alle – nicht nur für die Menschen in Lindenau, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft.
Und ja, die LIS hat ein Platzproblem. Doch ist das wirklich das Problem der Stadt Leipzig? Wenn eine private Schule mit begrenztem Budget an ihre räumlichen Grenzen stößt, ist es dann die Aufgabe der Kommune, hierfür Raum aufzugeben, der allen zugutekommen könnte? Eine Stadt sollte zuerst die Interessen der Allgemeinheit vertreten, nicht die einer privat finanzierten Institution.
Die Natur bleibt auf der Strecke
Das Jahrtausendfeld ist nicht nur eine Brache, sondern ein Ort mit Geschichte und Potenzial. Doch anstatt diesen Raum für die Natur und die Gemeinschaft zurückzugewinnen, droht er in Beton und Baumassen unterzugehen. Die Umweltbelastung durch die geplante Bebauung, inklusive Sporthalle und umfassender Infrastruktur, ist erheblich. Bereits jetzt kämpfen Stadtteile wie Lindenau mit Verkehrs- und Umweltproblemen – und das Projekt würde diese nur verschärfen.
Der Sprecher des Ökolöwen bringt es auf den Punkt: „Die Baumasse ist nach wie vor überdimensioniert. Außerdem bleibt offen, wie groß der versprochene Park tatsächlich werden soll.“ Die Kritik ist berechtigt. Leipzig kann es sich nicht leisten, seine letzten freien Flächen für Projekte zu opfern, die keine nachhaltige Perspektive bieten.
Leipzig braucht Grün statt Beton
Am Ende steht die Frage: Will Leipzig wirklich eine Stadt sein, die ihre letzten Freiflächen für private Bauprojekte aufgibt? Der geplante Schulcampus auf dem Jahrtausendfeld mag ein ambitioniertes Vorhaben sein, aber es ist nicht das, was Leipzig jetzt braucht. Statt einer Versiegelung, die nur wenigen nützt, sollten wir in Lösungen investieren, die der gesamten Stadt zugutekommen – für mehr Grün, mehr Erholung und eine nachhaltige Zukunft.