Start International Dutzende Verdächtige in groß angelegtem Immobilienskandal – Investor René Benko im Fokus

Dutzende Verdächtige in groß angelegtem Immobilienskandal – Investor René Benko im Fokus

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geralt (CC0), Pixabay

Ein massiver Immobilienskandal zieht derzeit weite Kreise in Italien und Österreich: Am Dienstag wurden dutzende Personen festgenommen, darunter hochrangige Unternehmer, Politiker und Beamte. Im Zentrum der Ermittlungen stehen der österreichische Investor René Benko und sein langjähriger Geschäftspartner Heinz Peter Hager. Während Hager festgenommen wurde, bleibt Benko nach einer Vernehmung in Tirol auf freiem Fuß.

Festnahmen und Razzien: Eine Stadt im Ausnahmezustand

In Bozen kam es zu großangelegten Polizeieinsätzen, bei denen auch das Rathaus durchsucht wurde. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA sind insgesamt 77 Personen von den Ermittlungen betroffen. Darunter befinden sich elf Beamte der öffentlichen Verwaltung, 20 Manager, Unternehmer und Freiberufler sowie Angehörige der Polizei. Auch die Bürgermeisterin von Riva del Garda, Cristina Santi, und der Bürgermeister von Arco, Alessandro Betta, stehen unter Verdacht.

Der Vorwurf: Bestechung, illegale Parteienfinanzierung und Absprachen bei Immobilienprojekten. Die mutmaßlichen Täter sollen Amtsträger bezahlt haben, um Genehmigungen für Bauprojekte zu erhalten. Insgesamt wurden über 100 Durchsuchungen in mindestens sieben italienischen Städten durchgeführt – darunter Bozen, Mailand, Rom und Verona.

René Benko unter Druck: Haftbefehl, aber keine Festnahme

Gegen den österreichischen Immobilienmagnaten René Benko wurde von der Staatsanwaltschaft Trient ein Haftbefehl erlassen. Benko wurde zwar vom Landeskriminalamt Tirol vernommen, aber nicht festgenommen. Laut den österreichischen Behörden wird der Haftbefehl nicht vollstreckt, da Benko österreichischer Staatsbürger ist und die Vorwürfe auch in Österreich untersucht werden können. Allerdings wird er das Land wohl vorerst nicht verlassen dürfen, da Nachbarländer wie Italien den Haftbefehl möglicherweise umsetzen würden.

Benkos Verteidiger Norbert Wess versuchte zu beschwichtigen: „Herr Benko wird weiterhin mit allen nationalen wie internationalen Behörden kooperieren und ist zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe als haltlos herausstellen.“

Von der Staatsanwaltschaft bis zur Anti-Mafia-Kommission

Die Ermittlungen sind weitreichend und betreffen Projekte aus den Jahren 2018 bis 2022. Besonders brisant: Auch die Anti-Mafia-Kommission des italienischen Parlaments hat sich eingeschaltet und Einsicht in die Ermittlungsakten beantragt. Die Vermutung: Verbindungen zur organisierten Kriminalität könnten eine Rolle spielen. Ein Verdacht, der nicht nur die italienischen Behörden, sondern auch die internationale Öffentlichkeit alarmiert.

Der Skandal erstreckt sich dabei nicht nur über Italien. Laut Medienberichten wurden sogar Ermittlungen im Ausland durchgeführt, was die Dimensionen des Falles unterstreicht.

Ein Blick hinter die Kulissen: Der Fall Hager und der WaltherPark

Heinz Peter Hager, Präsident der WaltherPark AG und enger Vertrauter von Benko, gehört zu den zentralen Figuren des Skandals. Seit über einem Jahrzehnt ist er in die größten Immobilienprojekte Südtirols involviert. Das Projekt WaltherPark in Bozen, das ihn bekannt machte, gerät nun ebenfalls in den Fokus der Ermittler.

Hager selbst betont, mit den Behörden kooperieren zu wollen, und zeigt sich zuversichtlich: „Ich vertraue auf die Arbeit der Justiz.“ Seine Anwälte haben Einspruch gegen die Maßnahmen eingelegt.


Neue Vorwürfe gegen Benko: Missbrauch von CoV-Förderungen

Neben den italienischen Ermittlungen sieht sich Benko auch in Österreich mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) untersucht, ob er CoV-Förderungen missbräuchlich genutzt hat. Konkret geht es um das Luxus-Chalet „N“ am Arlberg, das als Hotel registriert, aber überwiegend privat genutzt worden sein soll. Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, könnte das Benko weiter in Bedrängnis bringen.


Ein Skandal mit vielen Facetten

Der Immobilienskandal um René Benko und seine Mitstreiter ist ein komplexes Geflecht aus Macht, Geld und mutmaßlicher Korruption. Während die Ermittlungen in vollem Gange sind, weitet sich die Affäre immer weiter aus – und könnte für viele der Beteiligten weitreichende Konsequenzen haben. Für Benko, einst gefeierter Investor, steht nun nicht nur sein Ruf, sondern möglicherweise auch seine unternehmerische Zukunft auf dem Spiel.

Quelle:ORF