Es ist vollbracht: Die Deutschen haben gewählt, und wie erwartet, ist niemand so richtig glücklich. Die einen feiern einen „klaren Wählerauftrag“, den es in Wirklichkeit nicht gibt, die anderen analysieren in Endlosschleife, warum die eigene Partei plötzlich unbeliebter ist als Regen im Urlaub. Und dann gibt es natürlich noch diejenigen, die erklären, dass das Volk einfach nicht verstanden hat, was gut für es ist.
Schon in den frühen Morgenstunden trudelten die ersten Expertenmeinungen ein: Die Wähler hätten „ein klares Zeichen“ gesetzt – nur leider versteht jeder etwas anderes darunter. Die einen sehen darin eine Bestätigung für ihren Kurs, die anderen eine Aufforderung zur Erneuerung, und die Dritten wissen nicht mal genau, ob sie sich freuen oder weinen sollen.
Währenddessen klammern sich die Wahlsieger an ihre wenigen Prozente, als hätten sie den Jackpot geknackt, und die Verlierer beteuern trotzig, dass es „trotz allem ein solides Ergebnis“ sei. Am Ende stehen alle vor der gleichen Frage: Wer darf, wer will und vor allem – wer muss mit wem koalieren?
Die Koalitionsverhandlungen versprechen wieder ein wochenlanges Theaterstück voller Sondierungen, Dementis und Phrasen wie „gute Gespräche“ oder „konstruktiver Austausch“. Übersetzt heißt das: Niemand kann sich leiden, aber irgendwie muss eine Regierung gebastelt werden.
Und so beginnt das übliche Nachwahl-Schauspiel: Gewinner, die aussehen wie Verlierer, Verlierer, die sich als Gewinner fühlen, und ein Wählerpublikum, das sich fragt, warum das Kreuz auf dem Wahlzettel nicht mit einer sofortigen Lösung aller Probleme belohnt wurde. Willkommen in der Demokratie!