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Deutschland auf Erfolgskurs? Mehr Betriebe gegründet als aufgegeben – ein Grund zum Feiern?

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geralt (CC0), Pixabay

Große Freude bei den Statistikerinnen und Statistikern des Bundesamts: 121.000 neue Betriebe wurden im vergangenen Jahr gegründet – ein stolzer Anstieg von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit haben wir offiziell mehr Gründungen als Betriebsaufgaben. Hurra, die Wirtschaft boomt! Oder etwa doch nicht?

Denn während man sich an den steigenden Gründungszahlen erfreut, wird die andere Seite der Medaille eher beiläufig erwähnt: 99.000 Betriebe mussten im selben Zeitraum ihre Türen für immer schließen. Aber keine Sorge – das nennt sich „natürliche Marktbereinigung“. Schließlich braucht es Platz für neue, frische Geschäftsideen, die dann in ein paar Jahren ebenfalls mit einem freundlichen „Geschlossen“-Schild enden.

Optimismus oder purer Überlebenskampf?
Natürlich könnte man in den Gründungen einen Beweis für Innovationskraft und Unternehmergeist sehen. Junge Start-ups, kreative Köpfe und wagemutige Unternehmer wollen es wissen – oder müssen es wissen, weil sich in der aktuellen Arbeitsmarktlage viele gar nicht mehr anders zu helfen wissen. Ob die Zahlen also Ausdruck eines echten wirtschaftlichen Aufschwungs sind oder eher den verzweifelten Versuch vieler darstellen, sich angesichts steigender Lebenshaltungskosten über Wasser zu halten, bleibt offen.

Die dunkle Seite der Statistik
Schaut man sich die Hintergründe vieler Gründungen an, wird das Bild weniger euphorisch. Zahlreiche Selbstständige wagen den Schritt in die eigene Firma, weil klassische Arbeitsverhältnisse immer unsicherer werden. Befristete Verträge, unterbezahlte Stellen oder schlichtweg fehlende Alternativen treiben Menschen in die Selbstständigkeit – oft ohne Rücklagen, ohne Sicherheit und mit einem immensen Risiko. Und dann gibt es noch jene Betriebe, die einfach nur deshalb gegründet werden, weil ein anderes Unternehmen gerade geschlossen wurde – ob als Nachfolger oder als verzweifelter Versuch, in der gleichen Branche mit einem neuen Namen einen zweiten Anlauf zu wagen.

Mehr Start-ups, mehr Wachstum? Schön wär’s.
Wer jetzt denkt, dass Deutschland auf dem besten Weg zur Start-up-Nation ist, sollte vorsichtig sein. Ein großer Teil der Neugründungen entfällt auf Kleinstunternehmen und Einzelunternehmer, die mit minimalem Startkapital und oft ohne Angestellte auskommen müssen. Keine Tech-Riesen in spe, sondern kleine Handwerksbetriebe, freiberufliche Dienstleister oder Online-Händler, die hoffen, mit geringem Budget und maximalem Einsatz am Markt bestehen zu können.

Ob sich dieser Trend langfristig als positiv erweist oder wir in ein paar Jahren einen erneuten Gründungsboom erleben – diesmal durch die ehemaligen Gründer, die nun ihre nächste Firma eröffnen, weil die erste gescheitert ist –, bleibt abzuwarten. Die Statistik wird es uns dann in gewohnt sachlicher Art und Weise präsentieren: „Mehr Gründungen als Schließungen – ein Erfolg für die deutsche Wirtschaft!“

Bleibt nur zu hoffen, dass sich irgendwann nicht nur die Zahl der Neugründungen erhöht, sondern auch die der langfristig erfolgreichen Unternehmen. Bis dahin bleibt Deutschland die Wirtschaftsnation der ewigen Neustarts.