Start Bundespolitik CDU-Rückzug unter Druck: Marco Wanderwitz gibt auf

CDU-Rückzug unter Druck: Marco Wanderwitz gibt auf

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Vika_Glitter (CC0), Pixabay

Eine Zäsur im politischen Leben Sachsens: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz hat angekündigt, bei der anstehenden Neuwahl des Bundestages im Februar nicht mehr zu kandidieren. Ein Schritt, der nicht nur überrascht, sondern auch nachdenklich stimmt. „Ich muss meine Familie und mich körperlich und seelisch schützen“, erklärte Wanderwitz gegenüber der Freien Presse. Die Angriffe, denen er zunehmend ausgesetzt war, seien unerträglich geworden. „Die Wellen der Feindseligkeit schlagen immer höher“, fügte er hinzu.

Dieser Rückzug wirft ein grelles Licht auf die sich verschärfende politische Kultur in Deutschland. Wanderwitz, einst Ostbeauftragter der Bundesregierung, hatte sich mit klaren Worten und mutigen Positionen einen Namen gemacht – und damit nicht nur Freunde gewonnen. Er gehörte zuletzt zu den prominentesten Stimmen, die ein Verbotsverfahren gegen die AfD ins Gespräch brachten. Eine Haltung, die ihn zur Zielscheibe nicht nur politischer Gegner, sondern auch hasserfüllter Angriffe aus der Öffentlichkeit machte. Beleidigungen, Drohungen, persönliche Verunglimpfungen – eine Realität, mit der sich immer mehr Politiker in Deutschland konfrontiert sehen.

Eine Gesellschaft im Rückzug?
Wanderwitz‘ Worte hallen nach: „Wir haben es als Zivilgesellschaft nicht geschafft, den Abgeordneten den Rücken zu stärken.“ Eine bittere Erkenntnis. Politiker, die den Mut aufbringen, sich gegen Extremismus und demokratiefeindliche Kräfte zu stellen, stehen oft allein auf weiter Flur. Wo bleibt der Aufschrei derjenigen, die die Demokratie schützen wollen? Wo die breite gesellschaftliche Solidarität? Wanderwitz tritt ab – nicht, weil er keine politischen Überzeugungen mehr hat, sondern weil er nicht mehr kann. Es ist eine Kapitulation vor einer Atmosphäre, die immer toxischer wird.

Ein Rückzug, der Fragen aufwirft
Der Rückzug von Wanderwitz ist mehr als ein persönliches Drama. Er ist ein Symptom für eine Demokratie, die sich in ihrer Verteidigung gegen extremistische Tendenzen immer schwerer tut. Was passiert, wenn diejenigen, die sich für die Werte der Verfassung einsetzen, aufgeben? Wenn ihre Stimmen im Lärm der Angriffe und in der Stille fehlender Unterstützung ersticken?

Wanderwitz‘ Entscheidung, sich aus dem politischen Leben zurückzuziehen, ist nicht nur eine Tragödie für ihn und seine Familie. Sie ist eine Mahnung an uns alle. Demokratie braucht Kämpfer, aber diese Kämpfer brauchen Rückhalt. Wer sich an die Front stellt, darf nicht allein gelassen werden. Doch genau das passiert immer wieder.

Ein Zeichen für die Zukunft?
Vielleicht ist Wanderwitz‘ Rückzug ein Wendepunkt, ein Moment, der zum Nachdenken zwingt. Es bleibt zu hoffen, dass seine Entscheidung ein Weckruf ist – an die Politik, an die Zivilgesellschaft, an uns alle. Denn die Demokratie lebt davon, dass sie von ihren Bürgern verteidigt wird. Und von der Erkenntnis, dass diejenigen, die für sie streiten, nicht nur Respekt, sondern auch Schutz und Unterstützung verdienen.