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Attentat

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kalhh (CC0), Pixabay

Der afghanische Flüchtlingsminister Khalil Ur-Rahman Haqqani, Mitglied einer Familie, die für Chaos und Gewalt bekannt ist, hat seine politische Karriere gestern abrupt beendet – bei einem Selbstmordanschlag in seinem Büro in Kabul. Laut Regierungsangaben sprengte sich ein Attentäter mitten im Ministerium in die Luft. Dabei starb der Minister, mehrere seiner Mitarbeiter und vermutlich auch die Illusion, dass die Taliban irgendeine Kontrolle über die Sicherheitslage im Land haben.

Natürlich hat sich noch niemand offiziell zu dem Anschlag bekannt, aber die Taliban selbst haben bereits die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) als Täter ausgemacht. Interessant, dass eine Regierung, die früher selbst als Synonym für Terror stand, jetzt mit dem Finger auf andere zeigt, um die eigene Unfähigkeit zu kaschieren.

Das Flüchtlingsministerium, das laut eigenen Angaben vor Kurzem noch Schulungen abgehalten hatte, ist ironischerweise auch der Anlaufpunkt für Geflüchtete. Wie praktisch für einen Attentäter: ein Gebäude voller Menschen und keine echten Sicherheitsvorkehrungen. Sicherheitskräfte riegelten den Tatort zwar ab – leider, wie üblich, zu spät, um irgendjemanden zu schützen.

Familienbande und interne Querelen

Haqqani, der auf der Sanktionsliste der USA stand – was ja fast schon eine Auszeichnung im Haqqani-Clan ist – war Teil des berüchtigten Haqqani-Netzwerks, das für einige der blutigsten Angriffe der letzten Jahrzehnte verantwortlich ist. Er war der Bruder des Gründers des Netzwerks, Jalaluddin Haqqani, und der Onkel des derzeitigen Innenministers Sirajuddin Haqqani. Eine Familie wie aus einem Gangsterfilm, nur mit weniger Stil und mehr Sprengstoff.

Interessanterweise wird dem Haqqani-Netzwerk ein interner Machtkampf mit dem Taliban-Anführer Hibatullah Akhundzada nachgesagt. Während die Haqqanis als „pragmatisch“ gelten (was wohl bedeutet, dass sie auch mal über Geld reden, bevor sie Leute in die Luft jagen), vertritt Akhundzada eine strengere Auslegung des islamischen Rechts – weil genau das Afghanistan ja bisher so viel geholfen hat.

Serie hochrangiger Todesfälle

Haqqani ist nicht der erste hochrangige Taliban, der seit der Rückkehr der Gruppe an die Macht im August 2021 das Zeitliche gesegnet hat. Gouverneure, Kommandeure, Geistliche – die Liste der Getöteten wird immer länger. Ob es sich dabei um Anschläge des IS, interne Abrechnungen oder einfach nur schlechtes Karma handelt, bleibt oft unklar. Sicher ist nur, dass Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban immer noch ein Synonym für Chaos, Gewalt und endlose Machtkämpfe bleibt.