Start News Zoll-Verhandlungen: USA und Japan entdecken plötzlich ihre harmonische Ader

Zoll-Verhandlungen: USA und Japan entdecken plötzlich ihre harmonische Ader

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DavidRockDesign / Pixabay

In Washington scheint eine sanfte Brise des Handelsfriedens zu wehen – oder zumindest gibt man sich größte Mühe, es so aussehen zu lassen. Wie Japans Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung, Ryosei Akazawa, mitteilt, wollen die USA und Japan in ihrem Zollkonflikt nun ganz plötzlich rasch zu einem Handelsabkommen kommen. Binnen 90 Tagen, so die ambitionierte Ankündigung aus dem Weißen Haus, solle eine Einigung erzielt werden.

Man fragt sich: Woher kommt diese neue Dringlichkeit? Haben die USA etwa erkannt, dass man mit Handelskriegen nicht jedes globale Problem löst? Oder will man vor allem schnell eine neue Schlagzeile liefern, bevor die nächste innenpolitische Baustelle aufpoppt?

Minister Akazawa gab sich nach einem Treffen in Washington jedenfalls betont optimistisch. Beide Seiten hätten „das klare Ziel, sich so bald wie möglich zu einigen“. Man plane weitere Konsultationen noch in diesem Monat – als ob man plötzlich Zeit hätte, sich regelmäßig über Zollschranken, Handelsdefizite und Sojawarenpreise auszutauschen.

Besonders charmant: Die offizielle Verkündung der Einigung wollen sich natürlich keine Geringeren als US-Präsident Donald Trump und Japans Premierminister Shigeru Ishiba selbst vorbehalten. Es dürfte ein Medientermin der Extraklasse werden – irgendwo zwischen großem Staatsmann-Gestus und wirtschaftspolitischem Showact. Vielleicht gibt es sogar wieder rote Kappen, diesmal mit dem Aufdruck: „Make Tariffs Negotiable Again.“

Ob es am Ende wirklich zu einer substanziellen Lösung kommt oder nur zur nächsten diplomatischen Inszenierung mit symbolischem Händeschütteln, bleibt abzuwarten. Die jüngere Vergangenheit lehrt jedenfalls: Was in 90 Tagen passieren kann, ist entweder ein Durchbruch – oder eine ausgewachsene Twitter-Krise.