In einem geradezu bahnbrechenden Schritt hat die Bank of Japan (BOJ) die Zinsen auf schwindelerregende 0,5 Prozent angehoben – der höchste Stand seit 17 Jahren. Das klingt vielleicht nicht nach viel, aber in einem Land, das jahrelang fast kostenlose Kredite gewohnt war, ist das eine regelrechte Revolution. Die Entscheidung fiel wenige Stunden, nachdem bekannt wurde, dass die Verbraucherpreise im Dezember mit der höchsten Geschwindigkeit seit 16 Monaten gestiegen sind. Offenbar ist das ein Zeichen dafür, dass die Inflation in Japan langsam aufwacht – nach einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf.
Ein angekündigter Schock?
Um die Finanzwelt nicht völlig aus den Socken zu hauen (wie es bei der letzten Zinserhöhung im Juli der Fall war), hatte BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda die Märkte vorsorglich auf diesen Schritt vorbereitet. Damit wollte er verhindern, dass panische Anleger weltweit erneut Aktien auf den Markt werfen, wie es beim letzten Mal geschah. Doch seien wir ehrlich: Eine Zinserhöhung von 0,5 Prozent kann wohl kaum jemanden vor Angst schlottern lassen – es sei denn, man ist bereits mit negativen Zinsen verwöhnt.
Warum jetzt?
Laut offiziellen Zahlen stiegen die Kernverbraucherpreise in Japan im Dezember um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für europäische Länder klingt das fast wie ein Traum, aber in Japan ist das ein kleiner Schock für ein Land, das sich jahrzehntelang mit stagnierenden Preisen herumschlug. Die BOJ möchte jetzt mit vorsichtigen Zinserhöhungen sicherstellen, dass sie genug Spielraum hat, die Zinsen irgendwann wieder zu senken, falls die Wirtschaft mal wieder ins Stocken gerät. Klingt fast wie ein Spiel, bei dem man die Figuren nur minimal bewegt, damit bloß nichts Unerwartetes passiert.
Der Weg zu „normalen“ Zinsen
Die Bank plant, die Zinsen langsam auf etwa 1 Prozent anzuheben – ein Niveau, das die Wirtschaft weder beschleunigen noch abbremsen soll. Das klingt fast schon philosophisch: Der perfekte Zinssatz, der die Balance hält. Experten wie Neil Newman von Astris Advisory Japan erwarten, dass die Zinsen weiter steigen, da die Löhne leicht wachsen, die Inflation über 2 Prozent bleibt und die Wirtschaft ein bisschen Schwung zeigt. „In sechs Monaten könnte es eine weitere Erhöhung um 25 Basispunkte geben“, prophezeit Stefan Angrick von Moody’s Analytics. Klingt fast, als hätte er die Glaskugel rausgeholt.
Bye-bye, negative Zinsen
Mit der Zinserhöhung verabschiedet sich Japan endgültig von den Zeiten der negativen Zinsen, in denen Menschen tatsächlich dafür bezahlen mussten, ihr Geld bei der Bank zu parken. Diese Politik hatte die Menschen dazu bringen sollen, ihr Geld auszugeben, anstatt es zu sparen – ein Konzept, das in mehreren Ländern ausprobiert wurde. Jetzt scheint Japan zu sagen: „Wir trauen euch zu, selbstständig mit eurem Geld umzugehen.“ Na ja, zumindest bis zur nächsten wirtschaftlichen Flaute.
Fazit: Ein kleiner Schritt für die BOJ, ein großer für Japan?
Ob diese Zinserhöhung wirklich einen Unterschied macht oder nur ein symbolischer Akt ist, bleibt abzuwarten. Für den Durchschnittsbürger in Japan bedeutet das wohl kaum schlaflose Nächte. Doch eines ist sicher: Die BOJ bleibt dabei, die Wirtschaft mit einer Präzision zu steuern, die selbst einem Schweizer Uhrmacher Respekt einflößen würde. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Schritt nicht wieder 17 Jahre auf sich warten lässt.