Start Europe EZB senkt Leitzins – und die Wirtschaft tanzt auf dünnem Eis

EZB senkt Leitzins – und die Wirtschaft tanzt auf dünnem Eis

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alexanderjungmann (CC0), Pixabay

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat es wieder getan: Zum vierten Mal in diesem Jahr wird der Leitzins gesenkt – diesmal um die „massiven“ 0,25 Prozentpunkte. Damit sinkt der Zinssatz von 3,25 auf 3,00 Prozent, und die Euro-Zone soll scheinbar vor Glück aufatmen. EZB-Chefin Christine Lagarde sprach von „Einigkeit unter den Währungshütern“. Die Frage bleibt: Welche Einigkeit? Einigkeit darüber, dass man keine Ahnung hat, wie man das Wachstum ankurbeln soll?

Was bedeutet das für die Wirtschaft?

Die EZB verspricht Stabilität, aber was die Unternehmen und Verbraucher tatsächlich bekommen, ist eine weitere Dosis Unsicherheit. Die Inflation ist laut EZB auf dem Weg, die Zielmarke von 2 Prozent zu erreichen. Doch während die Teuerung schön geredet wird, bleibt die Wirtschaft auf Sparflamme. Wachstum? Fehlanzeige. Die neuen Prognosen zeigen eine BIP-Steigerung von gerade mal 0,7 Prozent für 2024. Für 2025 wird ebenfalls die Latte niedriger gelegt: 1,1 Prozent statt der vorher angekündigten 1,3 Prozent.

Wer profitiert?

Natürlich gibt es Gewinner:

Banken, die sich frisches Geld jetzt etwas günstiger beschaffen können – so sie es denn überhaupt brauchen.
Staaten, die sich durch niedrigere Zinsen ein kleines Polster verschaffen, um ihre wachsenden Schuldenberge etwas zu drücken.
Und natürlich Immobilieninvestoren, die weiterhin auf billiges Geld setzen können, während Normalbürger weiterhin zusehen dürfen, wie die Eigenheimträume in den Sternen verblassen.

Die Konjunktur: ein Spiel auf Zeit

Während die EZB mit ihren kleinen Zinsschritten nach unten „Vorsicht“ signalisiert, fragt man sich, ob diese Strategie der richtige Weg ist. Angesichts der „politischen Unsicherheiten“ in Deutschland und Frankreich (oder wie man Regierungschaos diplomatisch umschreibt) und der drohenden Handelskonflikte aus den USA unter Donald Trump ist die wirtschaftliche Unsicherheit quasi vorprogrammiert. Aber hey, 0,25 Prozentpunkte weniger Zinsen werden das natürlich alles wieder richten.

Und die Verbraucher?

Die Menschen dürfen sich auf niedrigere Sparzinsen freuen – wie erfrischend! Während Inflation und Unsicherheit weiterhin die Kaufkraft erodieren, wird der Satz „Es lohnt sich einfach nicht zu sparen“ zu einem Mantra. Verbraucher könnten stattdessen ihr Geld in riskante Investments pumpen, denn wie sagt man so schön: „Wenn du es verlieren kannst, investiere es.“

Zukunftsausblick: Warten auf den Januar

Die nächste große Entscheidung fällt Ende Januar. Bis dahin können wir alle gespannt darauf warten, ob die EZB weiterhin mutige Schritte von 0,25 Prozentpunkten wagt – oder vielleicht doch den Mut aufbringt, wirklich wirksame Reformen zu diskutieren. Aber Vorsicht: Zu viel Aktionismus könnte ja das fragile Konstrukt aus Stillstand und Verunsicherung ins Wanken bringen.

Fazit: Die EZB kämpft weiter mit Samthandschuhen gegen einen Sturm. Während das Wachstum kränkelt, die politischen Konflikte schwelen und die Verbraucher skeptisch bleiben, versucht die Zentralbank mit minimalen Zinsschritten ein maximal verunsichertes Europa zu beruhigen. Ob das ausreicht, um den Euro auf Kurs zu halten, bleibt die große Frage. Vielleicht wäre ein klarer Plan hilfreicher als ständige Korrekturen nach dem Motto „Lieber zaghaft als zielführend.“