Südkorea zeigt dieser Tage, wie politische Turbulenzen im 21. Jahrhundert aussehen. Präsident Yoon Suk Yeol, der vergangene Woche kurzzeitig das Kriegsrecht verhängte – angeblich zum Schutz der Demokratie –, steht jetzt selbst im Zentrum eines handfesten Skandals. Eine Sondereinheit der Polizei durchsuchte am Mittwoch sein Büro, während eine zweite Abstimmung über seine Amtsenthebung am Samstag bevorsteht. Es scheint, als würde Yoon die politische Bühne mit der Eleganz eines Elefanten im Porzellanladen verlassen.
Kriegsrecht mit Konsequenzen
Das Verhängen des Kriegsrechts wurde von Yoon als notwendiger Schritt im Haushaltsstreit mit der Opposition verkauft. Doch die offizielle Begründung – Schutz vor „Nordkoreas kommunistischen Truppen“ und die Eliminierung „antistaatlicher Elemente“ – sorgte für massiven Widerstand. Das Parlament setzte ein Veto ein, Massenproteste erschütterten das Land, und schließlich machte Yoon einen Rückzieher. Doch der Schaden war angerichtet – und die Opposition witterte Morgenluft.
Das Büro durchsucht, die Abstimmung im Blick
Am Mittwoch durchsuchte eine Sonderermittlungsgruppe Yoons Büro und suchte angeblich nach Unterlagen zu einer nächtlichen Kabinettssitzung während der Kriegsrechtsphase. Dabei wurden auch Unterlagen in der Nationalen Polizeibehörde, der Stadtpolizei von Seoul und der Sicherheitsabteilung der Nationalversammlung beschlagnahmt.
Rücktrittsplanung mal anders
Währenddessen erklärte Yoons Partei PPP fast beiläufig, man habe schon einen „Fahrplan für den Rücktritt“ des Präsidenten. Der Plan: Rücktritt im Februar oder März, dann Neuwahlen. Einige Abgeordnete der Regierungspartei kündigten sogar an, bei der nächsten Abstimmung über die Amtsenthebung gegen Yoon zu stimmen. Doch bis dahin führt Premierminister Han Duck Soo die Staatsgeschäfte – wahrscheinlich mit einem sehr dicken Sicherheitshelm.
Verhaftungen im Umfeld
Während Yoon mit einem Reiseverbot belegt wurde, hagelt es Verhaftungen: Der Chef der Stadtpolizei von Seoul, der Generalpolizeikommissar und sogar der zurückgetretene Verteidigungsminister Kim Yong Hyun stehen unter Verdacht. Kim, der angeblich „hoheitliche Pflichten während eines Aufstands“ ausgeübt haben soll, entschuldigte sich „aufrichtig“ und versicherte, dass seine Mitarbeiter nur „seine Befehle ausgeführt“ hätten. Offenbar inspiriert von diesem Chaos versuchte Kim, Suizid zu begehen, und wurde nun in eine „sichere Zelle“ verlegt.
Massenproteste und Zorn der Zivilgesellschaft
Die Stimmung auf den Straßen ist nicht weniger dramatisch. Die Rufe nach Yoons Verhaftung und einer Amtsenthebung werden lauter. Gewerkschaften und sogar Finanzinstitute drohen mit Proteststreiks, während Seoul von Massenkundgebungen überflutet wird.
Fazit: Chaos ohne Ende
Südkorea erlebt derzeit ein politisches Drama, das eher an eine schlecht geschriebene Netflix-Serie erinnert. Kriegsrecht, Verhaftungen, Rücktrittsgerüchte – und mittendrin ein Präsident, der verzweifelt versucht, aufrecht zu bleiben. Ob Yoon tatsächlich bis Februar im Amt bleibt oder vorher von der Bühne gezerrt wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Die südkoreanische Demokratie hat in diesen Tagen wenig Zeit für Langeweile.