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Syrien

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jorono (CC0), Pixabay

Kämpfer unter der Führung der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) sind in der Nacht ins Zentrum von Damaskus vorgedrungen. Sie verkündeten das Ende der jahrelangen Herrschaft von Bashar al-Assad. Nach Berichten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Aussagen islamistischer Kämpfer hat Assad die Hauptstadt verlassen. Wohin er geflüchtet ist, bleibt unklar. Ein syrischer Offizier bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters den Sturz der Regierung.


„Damaskus ist befreit“

In einer Mitteilung in sozialen Medien erklärten die Rebellen: „Der Tyrann ist geflohen. Wir haben die Hauptstadt befreit.“ Regierungschef Mohamed al-Jalali zeigte sich bereit, die Macht an eine neue Führung zu übergeben. In einem Video sagte er, dass er „jeder Regierung, die das syrische Volk bestimmt, die Geschäfte übergeben“ werde. Noch am Sonntag solle die Übergabe stattfinden. Augenzeugen berichten, dass in einigen Teilen der Stadt Jubel ausbrach.

Die islamistische Gruppe HTS, die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird, kündigte an, dass die Machtübernahme friedlich verlaufen solle. Öffentliche Einrichtungen in Damaskus sollen bis zur offiziellen Übergabe unter der Aufsicht von al-Jalali bleiben. HTS-Führer Abu Mohammed al-Dschulani, der nun unter seinem bürgerlichen Namen Ahmed al-Scharaa auftritt, betonte, dass militärische Aktionen untersagt seien und kein Schuss fallen dürfe.


„Das Ende einer dunklen Ära“

Die Islamisten erklärten, mit der Übernahme von Damaskus sei die „dunkle Ära“ Syriens unter Assad und seiner Familie beendet. Die Assad-Dynastie hatte das Land mehr als 50 Jahre regiert. „Das ist der Moment, auf den Millionen Flüchtlinge gewartet haben – der Moment der Freiheit und der Heimkehr nach Jahrzehnten von Unterdrückung und Leid“, hieß es in einer Botschaft an die syrischen Vertriebenen weltweit.

Die Rebellen riefen die Flüchtlinge auf, nach Syrien zurückzukehren, da ein „freies Syrien“ nun auf sie warte. Der 8. Dezember markiere laut HTS das Ende der Diktatur von Bashar al-Assad und seines Vaters Hafis al-Assad.


Eroberung von Homs öffnet den Weg nach Damaskus

Der Vormarsch der Rebellen wurde möglich, nachdem sie am Samstag die strategisch wichtige Stadt Homs erobert hatten. Homs liegt etwa 160 Kilometer nördlich von Damaskus und gilt als Schlüsselstadt. Sie verbindet den Norden des Landes mit der Hauptstadt und den Küstengebieten, die bisher als Hochburgen der Assad-Regierung galten.

Mit der Einnahme von Homs war der Weg nach Damaskus für die Rebellen frei. Laut Berichten zogen sich regierungstreue Kräfte, darunter auch die libanesische Hisbollah-Miliz, aus Homs und den Außenbezirken von Damaskus zurück. Einige Kämpfer der Hisbollah sollen nach Latakia an die Küste oder in die libanesische Region Hermel verlegt worden sein.


Russlands Rolle unklar

Die Region Latakia und Tartus, die zu den letzten Hochburgen der Assad-Regierung gehören, spielen weiterhin eine Schlüsselrolle. In Tartus liegt eine Basis der syrischen Marine, die auch russische Truppen beherbergt. Russland, der wichtigste Verbündete Assads neben dem Iran, hat sich bislang nicht zu den aktuellen Ereignissen geäußert.

Die Zukunft Syriens bleibt ungewiss. Während die Rebellen die „Befreiung“ feiern, bleibt abzuwarten, wie die internationale Gemeinschaft auf die Machtübernahme reagieren wird.