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Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime zur BaFin-Warnung vor Q Finance: Wie betroffene Anleger jetzt vorgehen sollten

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Tumisu (CC0), Pixabay

Moderator: Herr Reime, die BaFin hat erneut eine Warnung ausgesprochen, diesmal gegen die Website q-festgeld.de und die angeblich dahinterstehende Q Finance. Was ist das Hauptproblem bei diesem Fall?

Jens Reime: Das Hauptproblem ist, dass die Betreiber von q-festgeld.de vermutlich ohne die notwendige BaFin-Erlaubnis tätig sind. Nach den bisherigen Erkenntnissen besteht der Verdacht, dass die Website betrügerisch ist und möglicherweise die Identität der Schröder Consulting GmbH in Frankfurt am Main missbraucht. Anleger, die über diese Plattform Tages- oder Festgeldkonten eröffnet oder Geld investiert haben, könnten dadurch Opfer eines Betrugs geworden sein.

Moderator: Was können Anleger tun, die bereits über diese Plattform investiert haben?

Jens Reime: Wer bereits Gelder an q-festgeld.de überwiesen hat, sollte sofort aktiv werden. Die wichtigsten Schritte sind:

  1. Sicherung von Beweisen:
    Anleger sollten alle relevanten Dokumente sichern, darunter E-Mails, Kontoauszüge, Vertragsunterlagen und Kommunikationsprotokolle mit den Betreibern der Website. Diese Unterlagen sind essenziell, um später Ansprüche geltend machen zu können.
  2. Strafanzeige stellen:
    Es ist wichtig, umgehend bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft Strafanzeige wegen Betrugs zu erstatten. Die BaFin hat zwar eine Warnung veröffentlicht, ist aber nicht befugt, strafrechtliche Ermittlungen einzuleiten oder Gelder zurückzuholen. Dafür sind die Strafverfolgungsbehörden zuständig.
  3. Bank informieren:
    Falls Überweisungen getätigt wurden, sollte man sich umgehend an die eigene Bank wenden und versuchen, die Transaktionen zu stoppen oder rückgängig zu machen. Zwar ist das meist nur innerhalb eines engen Zeitfensters möglich, aber der Versuch lohnt sich.
  4. Rechtlichen Beistand suchen:
    Ein Anwalt kann prüfen, ob Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden können – sei es gegen die Betreiber der Plattform, gegen Zahlungsdienstleister, die die Überweisungen abgewickelt haben, oder gegen weitere involvierte Parteien.

Moderator: Welche Erfolgsaussichten gibt es, das investierte Geld zurückzubekommen?

Jens Reime: Die Erfolgsaussichten hängen stark von den Umständen ab. In vielen Fällen agieren die Betreiber solcher Plattformen anonym und verlagern die Gelder schnell ins Ausland. Das macht die Rückholung schwierig. Wenn jedoch Zahlungsdienstleister oder Banken in die Vorgänge involviert waren und gegen ihre Sorgfaltspflichten verstoßen haben, könnten hier Ansprüche geltend gemacht werden. Es kommt also auf eine sorgfältige rechtliche Prüfung an.

Moderator: Was raten Sie Anlegern, um sich vor solchen Betrugsmaschen zu schützen?

Jens Reime: Betrügerische Angebote wie q-festgeld.de sind oft schwer zu erkennen, aber es gibt einige grundlegende Maßnahmen, die Anleger ergreifen können:

  1. BaFin-Zulassung prüfen:
    Bevor Sie Geld anlegen, sollten Sie prüfen, ob das Unternehmen in der Unternehmensdatenbank der BaFin registriert ist. Fehlt eine Zulassung, ist das ein klares Warnsignal.
  2. Achtung bei unrealistisch hohen Zinsen:
    Wenn eine Plattform deutlich höhere Zinsen bietet als der Markt, sollten Sie skeptisch sein. Solche Versprechen sind oft ein Lockmittel von Betrügern.
  3. Unternehmensinformationen überprüfen:
    Prüfen Sie die Angaben zur Firma, wie Adresse, Telefonnummer und Handelsregistereinträge. Auch ein einfacher Online-Suchlauf kann Hinweise auf Warnungen oder Negativberichte liefern.
  4. BaFin-Warnlisten nutzen:
    Die BaFin veröffentlicht regelmäßig Warnmeldungen zu unerlaubt tätigen Unternehmen. Anleger sollten sich vor einer Investition über aktuelle Warnungen informieren.
  5. Expertenrat einholen:
    Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich vorab von einem Anwalt oder einer Verbraucherzentrale beraten. Das ist oft der sicherste Weg, um Betrügern nicht auf den Leim zu gehen.

Moderator: Was passiert, wenn Anleger erst im Nachhinein merken, dass sie auf eine unseriöse Plattform hereingefallen sind?

Jens Reime: Dann ist es wichtig, schnell zu handeln. Dokumentieren Sie den gesamten Vorgang, stellen Sie Strafanzeige und suchen Sie rechtlichen Rat. Es ist auch hilfreich, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, beispielsweise über Online-Foren oder Interessensgruppen. Gemeinsames Vorgehen kann die Chancen erhöhen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen oder zumindest Schadensbegrenzung zu betreiben.

Moderator: Vielen Dank, Herr Reime, für Ihre wertvollen Tipps. Wir hoffen, dass diese Hinweise den betroffenen Anlegern weiterhelfen.

Jens Reime: Sehr gerne. Es ist wichtig, solche Warnungen ernst zu nehmen und sich bei Geldanlagen immer gut zu informieren.