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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel: Diamanten als Investment – Warum Kleinanleger vorsichtig sein sollten

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TheDigitalArtist (CC0), Pixabay

Von Thomas Bremer

Diamanten werden häufig als wertstabile und krisensichere Anlage beworben – besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten. Doch wie geeignet sind Diamanten tatsächlich als Investment, insbesondere für Kleinanleger? Ich habe mit Rechtsanwalt Maurice Högel, spezialisiert auf Anlegerschutz, über dieses Thema gesprochen.


Frage: Herr Högel, wie bewerten Sie Diamanten als Investment für Kleinanleger?

Maurice Högel: Für Kleinanleger sind Diamanten als Investment in der Regel nicht geeignet. Der Markt für Anlagediamanten ist intransparent, und es gibt erhebliche Unterschiede zwischen dem Ankaufs- und Verkaufspreis. Das bedeutet, dass Anleger oft Jahre oder Jahrzehnte warten müssen, bevor sie überhaupt einen Gewinn erzielen können – wenn überhaupt. Zudem fehlt eine geregelte Marktaufsicht, was die Gefahr von überhöhten Preisen oder unseriösen Anbietern erhöht.


Frage: Die Werbung verspricht sichere Wertsteigerung und Vermögensschutz. Ist das realistisch?

Maurice Högel: Solche Werbeaussagen sind stark zu hinterfragen. Zwar sind Diamanten selten und wertvoll, aber der Marktpreis wird von vielen Faktoren beeinflusst, etwa dem Angebot und der Nachfrage, der wirtschaftlichen Lage oder auch Trends in der Schmuckindustrie. Die Behauptung, dass Diamanten „sicher“ im Wert steigen, ist nicht garantiert. Kleinanleger laufen Gefahr, hohe Preise für vermeintlich „lupenreine“ oder „exklusive“ Steine zu zahlen, die sich später nur schwer oder gar nicht mit Gewinn verkaufen lassen.


Frage: Worauf sollten Anleger besonders achten, wenn sie dennoch in Diamanten investieren möchten?

Maurice Högel: Anleger sollten insbesondere folgende Punkte beachten:

  1. Transparenz der Anbieter:
    Es ist wichtig, nur bei vertrauenswürdigen Händlern mit nachweisbarer Expertise und unabhängigen Bewertungen einzukaufen. Zertifikate wie die des Gemological Institute of America (GIA) sind ein Muss, um die Qualität und Herkunft eines Diamanten zu bestätigen.
  2. Hohe Handelsaufschläge:
    Beim Kauf eines Diamanten zahlen Anleger oft hohe Aufschläge, die im Wiederverkaufswert nicht berücksichtigt werden. Es ist daher wichtig, die Preisdifferenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis genau zu prüfen.
  3. Marktliquidität:
    Anders als bei Aktien oder Anleihen gibt es bei Diamanten keinen offenen Markt mit festen Preisen. Der Wiederverkauf kann schwierig sein, und oft müssen Anleger mit Abschlägen rechnen, wenn sie ihren Stein veräußern wollen.
  4. Konfliktfreie Herkunft:
    Anbieter werben häufig mit konfliktfreien Diamanten, was durch den Kimberley-Prozess bestätigt wird. Dennoch sollten Anleger sicherstellen, dass sie tatsächlich ein Zertifikat über die Herkunft erhalten.
  5. Unabhängige Beratung:
    Anleger sollten sich von einem Experten unabhängig beraten lassen und nicht ausschließlich auf die Angaben der Verkäufer vertrauen.

Frage: Wie bewerten Sie Anbieter wie FREIHERR Diamonds, die mit „lupenreinen Diamanten“ und hoher Sicherheit werben?

Maurice Högel: FREIHERR Diamonds präsentiert sich mit einer professionellen Außendarstellung, die Seriosität suggeriert. Begriffe wie „lupenrein“, „Premium Qualität“ und „Investment-Diamanten“ werden bewusst verwendet, um Anlegern ein Gefühl von Exklusivität zu vermitteln. Die beworbenen Sicherheitsstandards wie GIA-Zertifikate und Laserinskriptionen sind zwar wichtig, garantieren aber keinen wirtschaftlichen Erfolg des Investments. Die Tatsache, dass im Kleingedruckten auf „keine Finanz- und Anlageberatung“ hingewiesen wird, sollte Anleger stutzig machen – denn der Fokus liegt hier auf dem Verkauf, nicht auf der langfristigen Rentabilität für den Kunden.


Frage: Was ist das größte Risiko bei Diamanten als Wertanlage?

Maurice Högel: Das größte Risiko ist die fehlende Marktregulierung. Anders als bei Aktien oder Fonds gibt es keine standardisierten Preise oder klare Vorgaben für den Handel mit Diamanten. Käufer sind oft auf die Angaben des Verkäufers angewiesen, der naturgemäß ein Interesse daran hat, die Preise möglichst hoch zu halten. Zudem ist der Markt für Anlagediamanten extrem spezialisiert und nicht so liquide, wie viele Anleger denken – der Wiederverkauf kann schwierig oder mit erheblichen Verlusten verbunden sein.


Frage: Gibt es steuerliche Vorteile bei Diamanten?

Maurice Högel: Diamanten gelten steuerlich als sogenannte Spekulationsobjekte. Werden sie länger als ein Jahr gehalten, können sie bei einem Verkauf steuerfrei sein. Das mag auf den ersten Blick attraktiv klingen, ändert aber nichts an den grundsätzlichen Risiken des Investments. Zudem ist der steuerfreie Verkauf oft theoretisch, da viele Anleger Schwierigkeiten haben, einen Käufer zu finden, der den ursprünglichen Kaufpreis oder mehr zahlt.


Frage: Welche Alternativen empfehlen Sie Kleinanlegern statt Diamanten?

Maurice Högel: Für Kleinanleger, die Vermögensschutz suchen, sind gut diversifizierte Fonds, ETFs oder physisches Gold in der Regel sinnvoller. Diese Anlageklassen sind transparenter, besser reguliert und deutlich leichter handelbar. Zudem gibt es bei Gold einen etablierten Markt mit klaren Preisstrukturen, was bei Diamanten nicht der Fall ist.


Frage: Was ist Ihr abschließender Rat an Anleger, die dennoch über den Kauf von Diamanten nachdenken?

Maurice Högel: Mein dringender Rat: Seien Sie vorsichtig und lassen Sie sich nicht von glänzenden Werbeversprechen blenden. Prüfen Sie die Seriosität des Anbieters und holen Sie unbedingt eine unabhängige Beratung ein, bevor Sie investieren. Und vor allem: Setzen Sie nur Geld ein, dessen Verlust Sie notfalls verkraften können. Diamanten können eine Ergänzung für erfahrene und gut informierte Anleger sein, sind aber für Kleinanleger in der Regel keine geeignete Anlageform.


Fazit:

Diamanten mögen als luxuriös und wertstabil erscheinen, doch wie Rechtsanwalt Maurice Högel betont, bergen sie erhebliche Risiken, die insbesondere für Kleinanleger problematisch sein können. Wer dennoch investieren möchte, sollte sich umfassend informieren und realistische Erwartungen an die Rentabilität haben.

Thomas Bremer bleibt für Sie an diesem Thema dran und berichtet über weitere Entwicklungen im Bereich Anlegerschutz und Investments.