Start News Weltklimakonferenz in Aserbaidschan: Eine Bühne für leere Stühle und große Worte

Weltklimakonferenz in Aserbaidschan: Eine Bühne für leere Stühle und große Worte

0
dimitrisvetsikas1969 (CC0), Pixabay

Die Ausgangslage für die diesjährige Weltklimakonferenz könnte kaum besser sein – wenn man sich in einer absurden Satire wiederfinden möchte. Gastgeber Aserbaidschan, das sich selbstlos für den Klimaschutz einsetzt, indem es konsequent auf den Export fossiler Brennstoffe setzt, lädt zur großen Klimaschutzgala ein. Ausgerechnet in Baku, einer Stadt, die sich wie ein Denkmal für den Ölrausch des letzten Jahrhunderts anfühlt, sollen also die globalen Klimaziele neu verhandelt werden.

Aber keine Sorge, das wird sicher ein voller Erfolg – vor allem, weil gleich mehrere Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Scholz, sich gar nicht erst die Mühe machen, aufzutauchen. Schließlich gibt es Wichtigeres zu tun, etwa Krisenmanagement im eigenen Land. Auch der baldige Amtsantritt von Donald Trump, der Klimaschutz ungefähr so ernst nimmt wie eine Diät in der Weihnachtszeit, lässt die Herzen der Delegierten höher schlagen.

Deutschland, der moralische Weltmeister

Trotz dieser verheißungsvollen Startbedingungen wünschen sich die MDRfragt-Teilnehmer größtenteils, dass Deutschland sich bei der Konferenz für weitreichende Klimaziele starkmacht. 53 Prozent plädieren dafür, während 38 Prozent meinen, wir könnten uns auch mal zurücklehnen und die Welt retten lassen. Schließlich machen wir das ja nicht aus Überzeugung, sondern damit man uns international auf die Schulter klopft.

Ein Teilnehmer bringt es auf den Punkt: „Endlich mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Cornelia, 55, aus Halle. Ja, Deutschland, der strahlende Held im Umweltschutz, der mit seinen Maßnahmen allen zeigt, wie ernst es ihm ist – solange es nicht darum geht, die eigenen Autobauer oder den Kohleausstieg schneller voranzutreiben.

Klimafinanzierung: Wer zahlt, bleibt reich?

Ein weiteres Highlight der Konferenz ist natürlich die Frage der Klimafinanzierung. Reiche Länder sollen ärmeren Ländern helfen, ihre Klimaschäden auszugleichen. 57 Prozent der Befragten finden das richtig – Dreck gemacht, Dreck weg! Aber natürlich gibt es auch Skeptiker wie Andreas, 28, aus Zwickau, der schon die dunklen Kanäle der Korruption sprudeln sieht: „Diese Zuschüsse gehen zu oft in Korruption oder dunkle Kanäle.“ Stimmt, am Ende baut man mit unserem Geld noch Solarparks, wo gar keiner hinschaut!

Und dann ist da Jonas, 24, aus Görlitz, der sich fragt, warum wir eigentlich für die Sünden unserer Vorfahren bluten sollen: „Ich sehe das (…) eher nach aktuellem Ausstoß. Warum sollen wir für etwas bestraft werden, das während der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert passiert ist?“ Sehr gut, Jonas! Am besten streichen wir gleich alle Schulden aus der Vergangenheit und tun einfach so, als hätten wir bis gestern keine Ahnung gehabt, dass Kohle und Öl problematisch sein könnten.

Klimaziele: Alle wollen was, aber bitte nichts Kompliziertes

Das Beste an der Debatte ist jedoch die innere Zerrissenheit. Während die Mehrheit für globale Klimaziele ist, möchte mehr als die Hälfte der Befragten, dass die Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Land vorübergehend zurückgestellt werden. Klingt logisch: Wir retten die Welt, aber vielleicht erst, wenn die Inflation vorbei ist, das Gas wieder billiger wird und die nächste Wahl gewonnen ist.

Denn wenn alle mitmachen, ist Klimaschutz gleich viel akzeptabler, wie Karl, 39, aus Dresden, vorschlägt: „Deutschland sollte sich mehr für die Reichweite und Vereinheitlichung von Klimazielen einsetzen, anstatt die eigenen Ziele zu hoch zu stecken.“ Richtig! Es ist wie in der Schule: Wenn alle anderen auch nur mittelmäßig sind, fällt es weniger auf, dass man selbst nicht glänzt.

Fazit: Große Ziele, leere Hände

Die diesjährige Weltklimakonferenz steht unter einem hell strahlenden Stern des „Machen wir irgendwie später“. Die Erwartungen sind hoch, die Anwesenheitsliste kurz, und die Bereitschaft, tatsächlich etwas zu ändern, noch kürzer.

Am Ende werden die Delegierten wohl mit einem neuen „ambitionierten Fahrplan“ nach Hause fliegen – natürlich klimaneutral, versteht sich – und die Welt wird sich wie gewohnt weiterdrehen. Schließlich haben wir alle noch Zeit. Vielleicht.